„Das ist mein Zuhause und
hier geht es weiter“
Gemeindeschwester besucht ältere
Menschen an der Ahr
12.8.2021 | Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli
änderte auch das Leben von Ingrid Neubusch,
die im Stadtgebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler
und in der Grafschaft als Gemeindeschwester
plus tätig ist. Die Familie half, ihren gefluteten
Keller von Wasser und Schlamm zu befreien.
Die Tage danach konnte Ingrid Neubusch
einige ihrer Klienten ausfindig machen, mit
denen sie weiterhin in Kontakt steht. Mit
Gummistiefeln und FFP 2 Maske ausgerüstet
kam sie durch Schlamm, Pfützen und Müll zu
Menschen, die teilweise ganz ohne Strom und
Wasser lebten. Da galt es zunächst einmal nur
zu schweigen und zuzuhören. Eine ältere
Dame, die erst vor kurzem ihren Mann verloren
hatte, zeigte sich fassungslos. Die Fluten
haben jetzt auch ihr ganzes Lebenswerk
zerstört. Es sind die kleinen Zeichen, die auch
dieser Frau in der Not Hoffnung geben. So
hatte jemand auf dem Friedhof die von der Flut
betroffenen Gräber aufgeräumt, darunter auch
das ihres Mannes. Auf ihrem Weg durch die
Stadt trifft Ingrid Neubusch eine ältere
Passantin, die meint: „Der erste Tag war
schrecklich, doch ich fühle mich gut versorgt.
Jeden Tag wird es besser. Das ist mein
Zuhause und hier geht es weiter.“ Mit dieser
positiven Aussage macht sie auch Ingrid
Neubusch Mut. Die Gemeindeschwester plus
ist weiterhin in der Stadt unterwegs und hilft
den Menschen in ihrer Unsicherheit. Und dann
ist da noch das Tagesgeschäft mit ganz
normalen Hausbesuchen in der Grafschaft und
in den nicht betroffenen Stadtteilen von Bad
Neuenahr-Ahrweiler sowie mit zahlreichen tele-
fonischen Anfragen: Wissen Sie, wo es eine
leere Wohnung gibt? Kann ich wieder zurück-
kommen? Schaffe ich das auch ohne Gas? In
dieser Ausnahmesituation ist Ingrid Neubusch
dankbar, dass die Gemeindeschwestern plus
Gerlinde Brenk und Sabine Kröll aus den nicht
so betroffenen Gebieten Unterstützung zuge-
sagt haben. Irgendwie, so Ingrid Neubusch,
muss das Leben ja weitergehen: „Ich schlafe
schon schlecht und denke, wie schafft das
Ahrtal das? Ich möchte, dass wir irgendwann in
einem neu gestalteten Ahrtal leben können.“