„Wir werden weniger Menschen
helfen können“
Caritas kritisiert geplante Kürzungen im Bereich
Migration und Integration
4.9.2023 | Die Caritasverbände im Bistum Trier
schlagen Alarm: Die geplanten Kürzungen der
Bundesmittel im Bereich der Migration und Integration
um bis zu 40 Prozent werden zu massiven
Einschnitten im Hilfeangebot führen.
Davon betroffen ist unter anderem die Migrations-
beratung für Erwachsene. Sie hilft beim Ankommen
in Deutschland: Dort gibt es Hilfe beim Kontakt mit
Behörden, beim Finden eines Sprachkurses oder bei
der Suche nach einem Job. 2022 haben die Caritas-
verbände im Bistum Trier in ihren Beratungsstellen
über 2.000 Menschen aus beispielsweise Syrien,
Afghanistan oder der Ukraine auf ihrem Weg zur
Integration begleitet, Tendenz steigend. „Wir
befürchten, dass wir rund einem Drittel weniger
Menschen helfen können, falls die Kürzungen im
Bundeshaushalt so wie geplant umgesetzt werden“,
so Lena Kast, Referentin für Migration im Diözesan-
Caritasverband Trier. Dies sei nicht nachvollziehbar
gerade in einer Zeit, in der die höchsten Flüchtlings-
zahlen seit dem Zweiten Weltkrieg registriert werden
und die Nachfrage nach qualifizierter Beratung ständig
steigt.
Auch die Jugendmigrationsdienste (JMD) sind
betroffen. Sie unterstützen Jugendliche und junge
Erwachsene dabei, sich in Deutschland einzuleben,
die Sprache zu lernen oder einen Ausbildungsplatz zu
finden. Im Bistum Trier sind JMD in Trägerschaft der
Caritas an neun Standorten vertreten. Etwa 2.200
junge Menschen haben die JMD allein im ersten
Halbjahr 2023 begleitet. Die angekündigten massiven
Kürzungen führen nicht nur zur Einstellung des sehr
erfolgreichen Präventionsprogramms „Respekt
Coaches“, das sich gegen Rassismus und Extremis-
mus an Schulen einsetzt, sondern auch zu einer
Gefährdung der bestehenden JMD-Beratungsstruktur.
Weiterhin eingestellt werden soll das seit 50 Jahren
etablierte Programm „Bildungsberatung Garantiefonds
Hochschule“, das junge Zugewanderte bei der Auf-
nahme oder Fortsetzung eines Hochschulstudiums in
Deutschland unterstützt und damit einen wichtigen
Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels
leistet.
Gravierende Auswirkungen auf die Lebenssituation
vieler Geflüchteter in Deutschland werden auch die
Kürzungen haben, welche die Psychosozialen
Zentren für Flüchtlinge (PSZ) betreffen: Hier soll die
Förderung um rund zehn Millionen Euro auf 7,7
Millionen Euro zurückgefahren werden. Falls es zu
den beabsichtigten Kürzungen des Bundes kommt,
müsste die Arbeit der PSZ um beinahe die Hälfte
eingestellt werden. Die PSZ, in Rheinland-Pfalz in
Trägerschaft der Caritasverbände Trier und Rhein-
Mosel-Ahr, helfen schwer traumatisierten und
psychisch kranken geflüchteten Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen, die im Gesundheitssystem nur
schwer Hilfe bekommen oder oft gar keine Anlauf-
stellen finden. „Eine frühe Intervention zeigt immer
wieder, wie ausschlaggebend psychosoziale
Stabilisierungsangebote und Therapien für eine
erfolgreiche Integration sind. Hier den Rotstift
anzusetzen, ist ein Rückschlag für die Integration und
für die betroffenen Menschen eine Katastrophe, da sie
mit ihren Traumata und psychischen Problemen
alleine gelassen werden“, so Markus Göpfert, der
Leiter des PSZ in Mayen.