REGELN für Dolmetscher im therapeutischen Kontext
WORT-FÜR-WORT-Übersetzung
ist eigentlich der Idealfall, sonst ist die Gefahr des Weglassens von scheinbar Unwichtigem zu groß. Für den Diagnostiker können auch Zwischenfragen, Unverständnis, Wiederholungen etc. von großer Bedeutung sein, deshalb keine zu langen Gesprächsabschnitte machen, bei unverständlichen Fachbegriffen, Therapeutin/en um Umschreibung bitten.
ICH-FORM
wählen, und zwar sowohl für den Therapeuten- wie auch Klientenpart. Die Person (nicht die Bedeutung) des Dolmetschers tritt dadurch mehr in den Hintergrund und die Therapeut-Klient-Interaktion wird gestärkt.
NEUTRALITÄT
wahren, d.h. unparteiisch sein und bleiben. Keinen Einfluss auf den Gesprächsverlauf nehmen wollen, sondern sich der „passiven“ Rolle des Dolmetschers bewusst sein.
NEBENSCHAUPLÄTZE meiden
d.h. sich während oder nach dem eigentlichen Gespräch auf keine Nebengespräche einlassen, sonst geht die Neutralität des Dolmetschers verloren. Außerdem gehen so oft wesentliche Inhalte verloren und / oder der Therapeut kann seine Gesprächsführung nicht verfolgen.
EMOTIONALITÄT
Der Dolmetscher sollte eine Strategie finden, die Inhalte des Gehörten nicht „mit nach Hause zu nehmen“, die eigene Psychohygiene sollte keinen Schaden nehmen — gegebenenfalls den Therapeuten im Nachgespräch darauf ansprechen.
ROLLENKONFLIKTE
lassen sich vielleicht nicht vermeiden, aber um ihnen kompetent zu begegnen, sollte man sich ihrer bewusst sein (z.B. übermäßige Identifikation mit der Landsfrau / dem Landmann oder dem Therapeuten, Rivalität mit dem Therapeuten, etc.). Bei privater Kontaktaufnahme des Klienten, den Therapeuten informieren, ggfs. um Hilfe bitten!
SCHWEIGEPFLICHT (last but not least !)
Geheimhaltung der Inhalte ist oberstes Gebot! Falls der Klient dem Dolmetscher aus einem anderen Kontext bekannt ist, bitte dem Therapeuten Bescheid sagen!